voriges Kapitel

zurück zur Gesamtauswahl

nächstes Kapitel

Die jüdische Gemeinde Laupheim und ihre Zerstörung

Gedenkbuch Seiten  289 - 299 

HEUMANN, Sofie,

Schuhgeschäft, Marktplatz 15

 

DR . ANTJE KÖHLERSCHMIDT

Samuel Heumann, geb. 25.6.1847 Laupheim, gest. 28.4.1928 Laupheim OO Sofie, geb. Regensteiner, geb. 9.9.1853 Aufhausen, gest. 25.1.1937 Laupheim
[Flora Heumann, geb. 4.6.1876 Laupheim]
[Rosa Heumann, geb. 21.5.1877 in Laupheim, gest. 1901, Mülhausen, Elsass]
[Hermann Heumann, geb. 20.9.1878 Laupheim, gest. 14.10.1878 Laupheiml
Otto Heumann, geb. 1.5. 881 Laupheim
Hugo Heumann, geb. 30.4.1885 Laupheim, gest. 7.9.1963 NewYork, OO Jeanette, geb. Wertheimer, geb. 9.2.1897 Kippenheim, gest. 14.1.1979, New York
Ernst Emanuel Heumann, geb. 17.7.1923 Laupheim
Sofie Heumann, geb. 8.8.1925 in Laupheim

Emigration von Otto Heumann sowie der gesamten Familie Hugo Heumann im Dezember 1938 in die USA. 

 

Sofie, geb. Regensteiner, und Samuel Heumann mit ihren Söhnen Hugo und Otto.

 

Auf dem Foto aus dem Jahr 1887 präsentierte sich die Familie Sofie und Samuel Heumann allerdings unvollständig, fehlen doch die beiden älteren Töchter Flora und Rosa. Die abgebildeten Personen sind bereits Vertreter der dritten und vierten Generation Heumann in Laupheim. Eine fünfte Generation wird im 20. Jahrhundert noch in Laupheim geboren, aber gezwungen sein, die Heimat zu verlassen.

Doch zunächst sollte der Blick kurz zurück gehen. Die Eltern von Samuel waren Emanuel (1818–1896) und Wilhelmine (1822–1896), geborene Nathan, Heumann, diese war zugleich dessen Cousine. Emanuel Heumann hatte als Schneider begonnen und später in Laupheim eine Kleiderfabrik gegründet, zu der auch ein Geschäft für Herrengarderobe in der Mittelstraße gehörte. Geschäft und Kleiderfabrik übernahm nachfolgend der zweitgeborene Sohn Heinrich Heumann, Samuels jüngerer Bruder.

       

Samuel Heumann begründete selbst das Schuhgeschäft Heumann. Dazu ließ er ein Wohn- und Geschäftsgebäude am Marktplatz 15 in Laupheim errichten, in dem die Familie bis zur Arisierung des Schuhhauses 1938 ein gut gehendes Fachgeschäft für Schuhe der Marke Mercedes betrieb und alle Familienmitglieder zugleich auch unter einem Dach wohnten.

Seit dem 17. Juni 1875 war Samuel Heumann mit Sofie Regensteiner aus Aufhausen verheiratet. Von den fünf Kindern des Paares verstarb das dritte im Säuglingsalter. Die Söhne Otto und Hugo werden sowohl im Geschäftsleben als auch im öffentlichen Leben Laupheims eine markante Rolle spielen, doch dazu mehr an anderer Stelle. Über die beiden Töchter Flora und Rosa ist nur sehr wenig bekannt. Flora heiratete 1896 in Würzburg, trug dann den Familiennamen Thannenwald und hatte eine Tochter Namens Rosa. Diese hatte sie sehr wahrscheinlich nach ihrer 1901 bereits im Alter von 24 Jahren verstorbenen jüngeren Schwester Rosa, die in Mülhausen, Elsass, gelebt hatte, benannt.

  

Rosa Heumann. Flora Thannenwald geb. Heumann.

Das Ehepaar Samuel und Sofie Heumann feierte am 17. Juni 1925 unter großer persönlicher und öffentlicher Anteilnahme das Jubiläum ihrer goldenen Hochzeit. Gemeinsam mit ihrer ältesten Tochter Flora Thannenwald, geb. Heumann, sind beide in fröhlicher Stimmung auf ihrem Fest fotografiert worden.

 

Laupheimer Verkündiger“ vom 18. Juni 1925:
Laupheim, 17. Juni. Die Eheleute Samuel Heumann und Sofie, geb. Regensteiner, konnten heute in seltener körperlicher und geistiger Frische das Fest der Goldenen Hochzeit begehen. Obwohl das Jubelpaar in seiner Bescheidenheit den Ehrentag nur im engsten Familienkreis begehen wollte, konnten es sich die Behörden nicht versagen, ihre aufrichtige Teilnahme an dieser seltenen Jubelfeier auch ihrerseits zu bekunden. Heute Vormittag erschien daher eine Deputation in dem festlich geschmückten Hause. In Vertretung des dienstlich abwesenden Herrn Stadtschultheiß übermittelte H. Ratschreiber Volz die herz- lichsten Glückwünsche des Staatspräsidenten. Das Gedenkblatt der Staatsregierung folgt nach Fertigstellung nach. Auch für die aufrichtigen Wünsche der Stadtgemeinde und ihres Vorstands fand Herr Volz warmherzige Worte. Herr Hauptlehrer Kahn überreichte sodann das Glückwunschdekret des Isr. Oberrats, dem dieser das übliche Geschenk beigefügt hatte. Zuletzt übermittelte Herr Vorsteher S. L. (Simon Leopold d. V.) Steiner namens des Isr. Vorsteheramts dem früheren langjährigen Kirchenpfleger die herzlichsten Wünsche der Isr. Religionsgemeinde und ihrer Verwaltung. Mit dem Dank an den Jubilar übergab Herr Steiner ein sinniges Ehrengeschenk. Herr Bankier Otto Heumann dankte namens seiner Eltern und seiner Familie für die würdevolle Ehrung, die von dem Jubelpaar mit tiefer Rührung und inniger Freude aufgenommen wurde. Der Jubilar befindet sich im 78., seine Jubelbraut im 72. Lebensjahr. Möge ihnen noch ein recht langer, fried- und freudvoller Lebensabend beschieden sein.“
 

Dem Ehepaar waren noch drei weitere gemeinsame Jahre vergönnt, bis Samuel Heumann im 81. Lebensjahr am 28. April 1928 verstarb und auf dem jüdischen Friedhof, S 26/5, beigesetzt wurde. Sofie Heumann, geb. Regensteiner, trat formell die Nachfolge als Gesellschafterin im Schuhhaus Heumann an. 

Otto und Hugo Heumann

Die beiden Söhne des Paares, Otto und Hugo Heumann, wuchsen in Laupheim auf und besuchten hier auch die israelitische Volksschule. Während der jüngere Hugo Heumann einer der ersten Schüler der 1896 neu gegründeten Realschulklasse war, dürfte sein älterer Bruder Otto die Lateinschule durchlaufen und dann wahrscheinlich eine Ausbildung zum Bankkaufmann absolviert haben, denn er gründete später am Ort ein Bankgeschäft unter seinem Namen und führte die Berufsbezeichnung Bankier. Neben seinem Bankgeschäft gab es in den zwanziger Jahren des 20. Jahrhunderts noch das Bankhaus des jüdischen Besitzers Emil Einstein, die Gewerbebank Laupheim eGmbH unter ihrem Direktor Richard Heumann, einem Cousin von Otto Heumann, sowie die Oberamtssparkasse Laupheim, so dass den Laupheimem bereits zu dieser Zeit eine Auswahl unter Geldinstituten für Gelddienstleistungen aller Art geboten war. Einen Einblick vermitteln die Anzeigen aus dem Laupheimer Verkündiger“ aus den Jahren 1915 bis 1933.

(„Laupheimer Verkündiger“ 11. 4. 1915)

 

  

(„Laupheimer Verkündiger“ 8. 11. 1924) („Laupheimer Verkündiger“ 5. 1. 1923)

 

Wie so viele jüdische Männer zogen auch die beiden Brüder als Soldaten der Infanterie patriotisch gesinnt für das Deutsche Reich in den 1. Weltkrieg. Während Otto vom 1. Februar 1917 bis zum 15. Dezember 1918 im Reserve-Infanterieregiment 247 in Ulm stationiert war, war Hugo bereits am 3. August 1914 eingerückt. Als Infanterist kämpfte er in den Schlachten von St-Mihiel an der Somme und um Verdun. Dabei wurde er verschüttet und am 14. November 1917 aus dem Kriegsdienst entlassen. Während Otto Heumann unverheiratet und demnach ohne Nachfahren geblieben war, sind seine Spuren wesentlich spärlicher überliefert als die seines jüngeren Bruders Hugo. Bekannt ist über ihn lediglich, dass er Mitglied im Chevra Kadischa, dem israelitischen Verein für Krankenpflege und Totenbestattung, sowie ein aktives Mitglied des Turnvereins Laupheim gewesen ist.

Ein persönliches Bild, das ihn, 51jährig, 1932 beim Fischen in Hörenhausen zeigt, ist seinem weitläufigen Verwandten Gottfried Neuhaus zu verdanken. Otto Heumann trug dabei kurioserweise einen dreiteiligen Wollanzug mit gestärktem Hemdkragen und Krawatte. Er scheint einen feinen Sinn für Humor besessen zu haben. So trug er neben seinen Daten in dem Buch der Laupheimer Kriegsteilnehmer von Jonas Weil seinen Familienstand als „ledig“ und als Anmerkung zu Kinderzahl wissentlich keines!“

Der jüngere der Brüder, Hugo Heumann, heiratete am 6. September 1922 in Kippenheim Jeanette Wertheimer. Die Geburt des ersten Kindes gab das Paar mit einer Anzeige im Laupheimer Verkündiger“ vom 18. Juli 1923 öffentlich bekannt. Benannt wurde der am Tag zuvor geborene Sohn Ernst Emanuel Heumann mit dem Zweitnamen nach dem Urgroßvater. Die am 8. August 1925 in Laupheim geborene Tochter Sofie Heumann wurde nach ihrer Großmutter benannt. Beide Kinder gehören zur fünften Generation der Familie Heurnann in Laupheim und zu der, die mit ihren Eltern die Flucht vor der Verfolgung durch die Nazis antreten mussten. Hugo Heumann war Mitglied im Reichsbund jüdischer Frontsoldaten, dem Zentralverein der Juden in Deutschland und Chevra Kadischa und ab 1918 dort Schriftführer. Seine Frau Jenny war lange Zeit aktives Mitglied im Turnverein. Die Eltern Hugo und Jenny Heumann arbeiteten beide im Schuhgeschäft der Familie Heumann, das sie in Anbetracht des Alters von Samuel und Sofie Heumann weitgehend allein geführt haben dürften. Die Collage aus diversen Anzeigen aus dem Laupheimer Verkündiger von 1923 bis 1933 gibt einen kleinen Einblick in die breite Palette der für Kinder, Damen und Herren angebotenen Schuhe des Schuhhauses Heumann, das für die Schuhmarke Mercedes im Oberamt Laupheim den alleinigen Vertrieb besaß. Interessanterweise erlebt diese seit 1909 existierende Schuhmarke Mercedes momentan eine Renaissance, für die das Werbekonzept die renommierte Agentur Scholz & Friends, Hamburg, mit Fballspielern von Werder Bremen entwickelt hat. Der Sponsor des Vereins ist der neue Besitzer der Marke, das Schuhhandelsunternehmen Hamm und RENO.

 

Vier Monate nach dem Tod des Gründers des Schuhhauses Heumann wurden die Verkaufs- und Ladenräume Anfang September 1928 nach Plänen des Architekten Rechemnacher zeitgemäß umgestaltet, wie der Laupheimer Verkündiger“ vom 3. September 1928 berichtete:

„. . . Dieselben wurden 1 Meter tiefer gelegt, weshalb die hohe Treppe zwei bequemen Stufen weichen mußte. Der äußere Edelverputz gibt dem Ganzen einen ruhigen Ton, auf dem sich der Firmenschild weithin sichtbar abhebt. Die Schaufenstereinrichtung, von Herrn Gemeinderat Philipp Rechtsteiner hier, ist ein Meisterstück in dieser Branche, Tisch, Stellagen und Aufbau sind in Nußbaumholz glanzpoliert und zeigen moderne, klare Architektur, die Furniere fachmännische Stellung, während die Maserfüllungen aus kaukasischem Nußbaum die Gesamtwirkung bedeutend erhöhen. Der warme Holzton passt gut zur Gesamtstimmung des Hauses. Am Haupteingang sind die seitlich angebrachten Glaskästchen sehr schön gelöst. Der lnnenbau ist aus Eichenholz, braun getönt, und bildet mit den Schaufenstern einharmonisches Ganzes. Dieser exakt ausgeführte Ladenausbau lobt sich selbst und kann auch von großbritannischen Firmen nicht besser geliefert werden. Die von Herrn Mußotter gefertigte Beleuchtungsanlage trat am Samstag abend zum ersten Mal in Tätigkeit und zauberte einen überwältigenden Eindruck hervor. Kurz und gut: Die ganze Ladenanlage ist ein Schmuck für den oberen Marktplatz und wird mit der renovierten Schranne, der neuangelegten Terrasse und dem Arkadengang zur Belebung der ganzen Umgebung beitragen, wofür dem Bauherrn Dank gebührt. Die Stadt Laupheim wird immer das sein, was die Bürger aus ihr machen.“

(„Laupheimer Verkündiger“, 15. 3. 1928)

      

 („Laupheimer Verkündiger“, 29. 11. 1924 und 19. 12. 1925)

Und in der Tat gehörte auch die jüdische Bevölkerung, insbesondere die Geschäftsleute und Firmengründer, zu den Laupheim gestaltenden Kräften, sei es im Angebot an Waren, als Arbeitgeber das Schuhhaus Heumann beschäftigte zwei weibliche Angestellte, Mitinitiatoren von Schulgründungen wie der Realschule, im Gemeinderat, im Verkehrs- und Verschönerungsverein u. a. Nur wenige Jahre nach diesem lobenden Artikel begann in Laupheim wie in anderen Orten Deutschlands die Zeit, in der die Nationalsozialisten die Macht an sich rissen und begannen die deutsche jüdische Bevölkerung auszugrenzen auch in Laupheim.

1933

Stärker könnte der Kontrast zwischen den folgenden beiden Abbildungen aus dem Jahr 1933 nicht sein. Auf der einen Seite das fröhlich lachende Ehepaar Hugo und Jenny Heumann und auf der anderen Seite die beiden SA-Leute, die am Tag des April-Boykotts, dem 1. April 1933, vor dem Geschäft aufgezogen waren, um Einkäufe der Laupheimer Bewohner im Schuhhaus Heumann zu verhindern.

Die Auswirkungen dieser und anderer Repressionen traten sehr schnell ein. Aus dem Rückgang der 1934 zu zahlenden Gewerbesteuer um 340 RM im Vergleich zum Vorjahr, der ca. 7 % entspricht, wird deutlich, dass die Umsätze des Schuhhauses merklich zurückgingen.

        

Ein Vorfall vom 8. Sept. 1935 verdeutlicht, unter welch schwierigen Bedingungen die Heumanns geschäftlich in Laupheim noch agieren konnten. Das Geschehen ist durch Zeugenaussagen dokumentiert, unter ihnen war auch der damalige NSDAP-Bürgermeister Laupheims, Ludwig Marxer, der Folgendes berichtet:

Vor dem jüdischen Schuhhaus Heumann befand sich eine größere Menschenmenge. Es war offener Sonntag, d. h. die Ladengeschäfte waren geöffnet. Hörburger hielt an, holte aus dem Wageninnern einen Photoapparat und begab sich damit ebenfalls vor das jüd. Geschäft, während ich im Wagen sitzen blieb. In den folgenden 10 Min. traten aus dem jüdischen Geschäft etwa 4 oder 5 Volksgenossen, die Hörburger unter dem Beifallsgelächter der Menge fotografierte. Vereinzelt war auch der Ruf ,Judenknecht zu hören. Der letzte oder zweitletzte Vg., der dem Schnappschuss der Kamera zum Opfer fiel, suchte sein undeutsches Verhalten zu verteidigen etwa mit den Worten: 'Ich kann kaufen, wo ich will, das geht niemand was an. Wie er merkte, dass fotografiert wird, hielt er abwehrend u. offensichtlich schimpfend die Hände vors Gesicht. Dies erregte die Umschauenden noch mehr, die ihn daher noch häufiger mit wenig schmeichelhaften Namen wie ,Judenknecht, Volksverräter usw. bedachten. Wenn ich mich recht erinnere, versuchte jemand, dem besagten Vg. die Hände vom Gesicht wegzunehmen, damit die Aufnahme besser gelingen sollte. Danach bestieg Hörburger wieder seinen Wagen und wir fuhren weiter.“
 

Bemerkenswert ist dieser Vorfall in mehrfacher Hinsicht. Zeigt er doch deutlich, dass viele Einheimische und vermutlich langjährige Kunden des Schuhhauses Heumann weiterhin dort einkauften und der seit Jahren laufenden Propaganda gegen Juden keine Beachtung schenkten. Auf der anderen Seite wird aber auch ganz klar, wie stark Druck von Seiten der Nazis, hier vom fotografierenden kommissarischen NSDAP-Gruppenleiter Hörburger aus Ulm und den Verunglimpfungen rufenden Menschen vor dem Schuhhaus Heumann, auf eben diese couragierten Menschen gemacht wurde. Dem standzuhalten war sicher nicht einfach. Infolge der Nürngeberger Gesetze 1935 durften Juden keine weiblichen Hausanstellten unter 45 Jahren beschäftigen. Ein Gesuch Hugo Heumanns um Weiterbeschäftigung seiner Hausgehilfin Katharine Pfisterer konnte von oben genanntem Bürgermeister Marxer . . . 

... nur mit Rücksicht auf die sozialen Verhältnisse der Pfisterer befürwortet werden. Eine Gefährdung des deutschen Blutes erscheint nicht völlig ausgeschlossen, da Heumann erst 50 Jahre alt ist und vor seiner Verheiratung im Jahre 1922 in sittlicher Beziehung nicht in bestem Rufe stand. Seither ist zwar nichts Nachteiliges mehr über ihn bekannt geworden. Pfisterer, am 27. 1. 1902 geboren, ist seit 15. 2. 1928 im Haushalt des Heumann beschäftigt. Es ist richtig, dass Pfisterer ihre Mutter unterstützen muss und es ihr auch bis jetzt nicht gelang, eine Stelle in einem deutschen Haushalt zu bekommen.“

Kathi, wie sie genannt wurde, musste den Haushalt verlassen, konnte aber als Angestellte im Schuhgeschäft untergebracht werden und half beim Packen vor der Auswanderung.

Die immer stärker werdenden Repressionen gegen die Juden, so auch in Laup- heim spürbar, ließen offenbar bei Otto und der Familie Hugo Heumann die Erkenntnis reifen, das Land verlassen zu müssen. Vom Tod der 83jährigen Mutter Sofie Heumann am 25. Januar 1937 und der schließlichen Emigration in die USA nach New York am 6. Dezember 1938 lagen fast zwei Jahre, in denen die zahlreichen Hürden auf dem Weg zur Emigration zu überwinden waren. Dazu gehörten u. a. ein Heimatschein zur Auswanderung, Reisepassverlängerungen, Dringlichkeitsbescheinigungen vom Finanzamt Laupheim, Affidavits zur Einreise in die USA. Im Zuge dessen hatte zum Beispiel Hugo Heumann eine Reichsfluchtsteuer in Höhe von 14 230 RM als so genannte Sicherheitsleistung an das Finanzamt Laupheim zu entrichten. 

 

 

Sofie, Ernst, Jenny und Hugo Heumann.

Letztlich war zunächst Hugo Heumann gezwungen, das Schuhhaus Heumann aufzugeben. Die Arisierung wurde in der „Nationalen

Rundschau Laupheimer Kurier“ vom 10./11. November 1938 mit einem Artikel bzw. einer Anzeige der Bevölkerung publik gemacht. Der Verkauf des Hauses an das Ehe- paar Benedikt und Josefine Graf erfolgte formell im Juni 1939. Sie erfüllten die Kriterien des NS-Regimes, indem sie ihre arische Abstammung nachwiesen und er zudem Mitglied der NSDAP war. Da zu diesem Zeitpunkt die Heumanns bereits ausgewandert waren, führte der von den Brüdern beauftragte jüdische Rechtsanwalt und Konsulent Ernst Moos aus Ulm die Vertragsverhandlungen.

Hugo Heumann konnte einem Verzeichnis, das das Umzugsgut von Laupheim nach New York auflistete, einige Möbel für Wohn- und Schlafzimmer, Flur, Haus- und Küchengeräte, Wäsche und Bücher mit in die neue Welt nehmen.

 

 

 

 

Quellen:

Standesamt Laupheim Familienregister Band V.

Gottfried Neuhaus: The Heumans of Laupheim. New York 2004. Stadtarchiv Laupheim.

Kreisarchiv Biberach.

 

 

voriges Kapitel

zurück zur Gesamtauswahl

nächstes Kapitel