Die jüdische Gemeinde Laupheim und ihre Zerstörung
Gedenkbuch Seiten 125 - 126
Kapellenstraße 36/2
KARL NEIDLINGER
Lina Berliner, geb. Laupheimer, geb. 17. 8.1879 in Laupheim, gest. 6. 3.1937 in Ulm. (Witwe von Isidor Berliner, Metzger, geb. 16.2.1877 in Laupheim, gest. 14.8.1912 in Stuttgart.)
– Julius, geb. 26.4.1907 in Laupheim, später in die USA,
– Alexander, geb. 10.2.1909 in Laupheim, 1937 in die USA. Ledige Schwägerin von Lina Berliner: Bluma Berliner, geb. 22.12.1880, gest. 14.9.1935 in Laupheim.
Die
Wurzeln
dieser
Familie
liegen in
den
benachbarten
jüdischen Gemeinden
Buttenhausen und
Buchau.
Julius Berliner,
Handelsmann aus Buttenhausen,
heiratete im
Jahr 1874
die
Laupheimerin Mina „Marie“ Schmal,
Tochter
des Metzgers Hirsch
Schmal. Aus
der Ehe
gingen 14
Kinder hervor,
von denen
neun das
Erwachsenenalter
erreichten. Isidor war der
älteste
Junge und
erlernte
vermutlich von
seinem Großvater das
Metzgerhandwerk.
Aus der
alten Metzgerfamilie
Laupheimer
stammte auch seine Frau
Lina, die
er um das
Jahr 1902
heiratete.
Beide hatten schon
gemeinsam
die jüdische Volksschule
besucht und sind
daher auf dem
ca. 1885
entstandenen
Foto
mit dem
Lehrer Ascher
abgebildet. Dieses sind
die
einzigen Bilder,
die zu
der
Familie
gefunden
werden konnten.
(obere
Reihe,
ganz links).
(Foto:
Bilderkammer Museum
Laupheim) |
Lina
Laupheimer
auf einem
Schulfoto
als
Erstklässlerin
(Mitte).
(Foto:
Bilderkammer Museum
Laupheim) |
Das
Haus Kapellenstraße
36/2,
etwas
abseits der
Straße im
rückwärtigen
Hofbereich gelegen..
Die
beiden in
den Jahren 1907 und
1909 geborenen Söhne erhielten die
Vornamen ihrer Großväter: Alexander
Laupheimer hieß der
Großvater mütterlicherseits. Insgesamt
gibt es nur
wenige gesicherte
Daten zu
der
Familie.
Warum Isidor Berliner schon 35jährig
starb, wie es
danach mit der Metzgerei, die
er betrieb,
weiterging,
wovon seine
Familie
nach seinem
Tod lebte: Die
meisten
Fragen müssen offen bleiben.
Zeitzeugen
erinnern
sich
so
weit
nicht
zurück
und
schriftliche Quellen konnten
nicht gefunden werden.
Als Lina Berliner 1937
mit
58 Jahren in Ulm
starb,
war der
ältere Sohn
Julius schon nach
New
York
emigriert,
Alexander lebte
in Kippenheim
und ging später in
die
USA.
In der
Restitution nach dem
Krieg bekamen diese beiden
1949 das Haus Kapellenstraße
35a als gemeinsames
Eigentum zurückerstattet
und verkauften es dann.
Bei der
Familie lebte
eine unverheiratete
Schwester Isidors, Bluma
Berliner.
Sie
war 1933
schwer
krank
und
litt
an
Wassersucht,
wurde
aber
dennoch
genötigt,
zu
einer
der Wahlen
dieses
Jahres
zu
gehen.
1935
starb
sie
55jährig
und
ist
wie
ihre
Schwägerin
Lina auf
dem
Laupheimer
jüdischen Friedhof
begraben
–
gnädige
Schicksale
im
Vergleich
zu
denen
vieler
Altersgenossinnen.
Quellen:
Staatsarchiv Sigmaringen, Wü
126/2,
Nr.
24:
Restitutionsakten.
John-Bergmann-Nachlass,
Leo-Baeck-Institut,
NY,
(auf Mikrofilm
im Stadtarchiv
Laupheim), Reel
17: Stammbaum
Fam.
Berliner.
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