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Die jüdische Gemeinde Laupheim und ihre Zerstörung

Gedenkbuch Seiten  90 - 99

HOFHEIMER, Clara,

Bekleidungsgeschäft, Mittelstraße 6 + 7

 

KARL  NEIDLINGER

Clara Hofheimer, geb. Bergmann, geb. 18.9.1882 in Laupheim, gest. 20.3.1967 in New York, OO Hugo Hofheimer, geb. 14.2.1882, gest. 4.6.1928 in Laupheim.
   David Friedrich „Fritz“ Hofheimer, geb. 10.6.1908, gest. 13.5.1999 in Pennsylvania,
 Helene Hofheimer, geb. 20.9.1910, gest. 26.1.1989 in Florida,
 Elisabeth Ruth „Liesl“ Hofheimer, geb. 21.12.1917, gest. 2.4.1993,
 Martha „Martl“ Hofheimer, geb. 28.1.1920, gest. 5.6.1972 im Kibbuz Hasorea, Israel.
 Emigration der gesamten Familie von 1933–1940 in die USA bzw. nach Israel.

 

Als im November 1934 das „Modewaren- und Aussteuergeschäft R. Hofheimer zum Total-Ausverkauf  einlud, ging eine 125jährige Geschäftstradition zu Ende. Clara Hofheimer führte nach dem frühen Tod ihres Mannes Hugo im Jahr 1928 das Geschäft zusammen mit Schwager Rudolf Hofheimer in der vierten Generation. Die Firma war eines der ältesten Unternehmen damals in Laupheim und eines der ersten jüdischen, das unter dem Druck der Nazis aufgab.

 

Firmengeschichte

Das R im Firmennamen bezieht sich auf Raphael Hofheimer (1816 bis 1880), dessen Vater David (1780 bis 1832) das Geschäft im Jahr 1809 gegründet hatte. Der auf dem jüdischen Friedhof noch erhaltene Grabstein David Hofheimers weist diesen als „gewesenen Hoffactor bei Sr. K. Hoheit Herzog Heinrich von Württemberg“ aus. Wahrscheinlich sind die ersten Wurzeln des Textilgeschäfts Hofheimer deshalb in Wiblingen zu suchen. Denn das dortige Kloster wurde nach der Auflösung 1806 zur Residenz des Herzogs Heinrich, und an seinem Hofe wurde David Hofheimer im Jahr 1809 zum „Hoffactor“ ernannt, was soviel wie herzoglicher Kaufmann oder Vertreter eines Kaufmanns bei Hof bedeutet. Seit diesem Jahr führte er den Familiennamen „Hofheimer“, vorher hatte er sich Hirsch geschrieben. Er lebte in Laupheim und ist hier auch begraben.


 Textilgeschäft Hofheimer um 1900.

Sein Sohn Raphael Hofheimer erbaute im Jahr 1856 das abgebildete Geschäftshaus in der Mittelstraße, und  da alle seine Kinder früh starben, ging es 1880 auf David, den Sohn seines Bruders Samuel, über. David baute dann das Dachgeschoss aus und versah es mit dem auch heute noch vorhandenen Quergiebel zur Straße hin (s. Foto S.97).  Auf David folgte 1906 der älteste, 1882 geborene Sohn Hugo, der sich mit Clara Bergmann vermählte. Die beiden hatten vier Kinder. Der älteste Sohn Fritz hatte ebenfalls eine kaufmännische Lehre absolviert und arbeitete nach dem frühen Tod seines Vaters David in der Geschäftsleitung bereits mit und hätte es sicher auch in der fünften Generation weitergeführt. Doch schon 1933 wurde ihm klar, dass es für Juden in Deutschland unter den Nazis keine Zukunft geben würde. Nach der Geschäftsaufgabe zum 1. Januar 1935 vermietete die Witwe Clara Hofheimer die Geschäfts- und später auch die Wohnräume und  verkaufte sie dann im März 1939 an den bisherigen Mieter, den Geschäftsmann Karl Doss. 

Direkte Nachfahren der Familie Hofheimer, zu denen allerdings kein Kontakt besteht, gibt es heute nur noch in Israel. Dennoch ist die Quellenlage recht gut und ergibt ein anschauliches Bild der Lebensumstände in den 20er und 30er Jahren. In erster Linie ist das den Überlieferungen der Neffen von Clara Hofheimer, John H. Bergmann und Ernest Bergman, zu verdanken.

Die Familie in den 20er  Jahren

Wenn man das Alter der Kinder als Anhaltspunkt nimmt, entstand das Hofheimer- Familienbild im Jahr 1921 oder 1922. In der Bildmitte stehen Clara und Hugo Hofheimer, auf dem Tisch vor ihnen sitzt die jüngste Tochter Martha, rechts von ihr stehen Elisabeth und Fritz und ganz rechts sitzt Helene. Ganz links ist Rudolf Hofheimer, der ledig gebliebene Bruder Hugos, der ebenfalls in der Firma tätig war, zu sehen. Bei dem älteren Herrn rechts handelt es sich wahrscheinlich um Wilhelm Bergmann, den jüngsten Bruder der Firmenchefs.

Im Jahr 1923 oder 1924, als nach einer ersten Nazi-Propagandaveranstaltung mit schlimmen Hetzreden die Aufregung in der Stadt ziemlich groß war, organisierte Hugo Hofheimer eine Bürgerversammlung im Rabensaal, zu der alle Honoratioren der Stadt extra eingeladen wurden. Hugo Hofheimer wird von John Bergmann als furchtloser Kämpfertyp und guter Redner“ charakterisiert. Er war einer „der immer die schwarz-rot-goldene Fahne zeigte“. Fünfzehn Jahre lang war er Kirchenvorsteher der jüdischen Gemeinde und auch eine Zeit lang Direktor der Laupheimer Gewerbebank. Hugo Hofheimer organisierte die Veranstaltung, um die aufgebrachte Bevölkerung zu beruhigen und um gegen den aufkommenden Antisemitismus anzugehen. Der evangelische Pfarrer Friedrich Trefz sorgte dann dafür, dass diese Veranstaltung in der Familie unvergessen blieb. Er verließ sie nämlich mit dem ablehnenden Ausruf: Wie konnte ich da nur hineingeraten!“ Nach den Erinnerungen Bergmanns rekrutierte sich die junge Nazi-Partei in der Stadt in den 20er Jahren vor allem aus Mitgliedern der kleinen evangelischen Gemeinde, und auch ihr Pfarrer scheint laut Bergmann diesem Gedankengut nicht ganz ablehnend gegenübergestanden zu haben.


Ein schönes Stimmungsbild von der unbeschwerten Kindheit im Laupheim der 20er Jahre liefern die Erinnerungen des Cousins Hans (John H.) Bergmann. Die hier abgebildete  Rückseite des Hofheimer-Anwesens zur Rabenstraße hin, der heutige Standort der Firma  Doss, (jetzt WM-City-Mode),  war der Abenteuerspielplatz der Bergmann-Großfamilie.  Von dem im Text beschriebenen Stadel steht auf dem Foto aus den 50er Jahren allerdings nur noch ein kleiner Teil, das provisorisch schräg abgedachte Gebäude rechts.
„Da  die meisten Juden irgendeinen Handel hatten, der Reisen  mit sich brachte, war ein Stadel und ein Stall notwendig für die Pferde, die Kutschen, als Heulager und Holz- und Kohlenschuppen. Die Hofheimers waren da keine Ausnahme. Sie verkauften  den Bauern Stoffwaren  aus ihrem Laden und mussten dann die Waren aufs Land liefern. Ihren Stadel jedoch muss ein Architekt in vielen schlaflosen Nächten geplant haben. Für uns Kinder war er ein Traumschloss. Stiegen führten hinauf und hinunter zu Zwischenböden und Winkeln und geheimnisvollen Räumen, wo man sich wunderschön verstecken konnte und niemand einen fand. In Hofheimers Hof wurde ein SportclubFrischauf gegründet und Wettkämpfe ausgetragen. Alles für den Sportbetrieb Notwendige wurde mit Dingen aus dem Hofheimerschen Stadel hergestellt, da wir kein Geld zur Verfügung hatten.“
 

Die vier Hofheimer-Kinder

Von Sohn Fritz ist bekannt, dass er sich Ende der 20er Jahre wie sein Vater für die Weimarer Republik und gegen den sich verstärkenden Rechtsradikalismus engagierte. Er war Mitglied im „Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold“, dem SPD-nahen Wehrverband der demokratischen Gruppierungen, der zur Verteidigung der Republik entschlossen war und den rechten Verbänden wie Stahlhelm und SA entgegenzutreten versuchte. 1937 emigrierte er in die USA, wo er 1939 Rosl Dreifuss aus Buchau heiratete. Er lernte dort zuerst Kellner und hatte später ein erfolgreiches eigenes Geschäft mit Schleifmitteln. Hochbetagt starb er 1999 in Media/ Pennsylvania.


 Martl, Liesl, Helene und Fritz Hofheimer 1932.

Alle vier Hofheimer-Kinder waren in den 20er Jahren Schüler an der Laupheimer Latein- und Realschule. Die älteste Tochter Helene Hofheimer machte 1926 die Mittlere Reife und bei dieser Gelegenheit entstand das Klassenfoto, auf dem sie vorne links sitzt, eingehakt mit ihrer Klassenkameradin Lotte Beck. Von drei der vier Hofheimer-Kinder ist mündlich überliefert, dass sie leistungsmäßig jeweils an der Spitze ihrer Klassen standen. Martha, genannt „Martl“, wurde ihrem in Latein nicht so begabten Cousin Ernst Bergmann von dem Pzeptor Zepf stets als leuchtendes Vorbild empfohlen, und sie stand ihrem Cousin mit Latein-Nachhilfe öfters zur Seite. Es gab nur wenige Jungen in der Laupheimer Latein- und Realschule, die mit dem Präzeptor Zepf keine Schwierigkeiten hatten, weil sie einfach gut waren in Latein. Der Schüler Fritz Hofheimer war eine solch seltene Ausnahme!

Helene machte nach der Mittleren Reife in Ulm das Abitur, ihr Traumberuf war Archäologin, doch die Zeitläufte ließen die Verwirklichung dieses Ziels in Deutschland nicht mehr zu. Als erstes der vier Hofheimer-Kinder emigrierte sie schon im November 1933 nach Amsterdam und im Juli 1934 in die USA, wo sie im Modewarengeschäft ihres 1907 nach Amerika ausgewanderten Onkels Rudolf Hofheimer in St. Joseph, Missouri, arbeitete. Später hatte sie verschiedene Bürojobs inne, u. a. bei der Carl Laemmle Universal Motion Picture in New York. Aus ihrem Jugendtraum Archäologiestudium ist auch in den USA nichts mehr geworden.

Die 1917 geborene Liesl Hofheimer ging nach der Mittleren Reife 1933 in die Schweiz nach Genf, wo sie Säuglingsschwester lernte. 1938 emigrierte sie in die USA, wo sie 1941 den Textilingenieur Ralph Ross heiratete. Martha, die Jüngste, konnte die Schule in Laupheim nicht mehr fertig machen. Sie zog den radikalsten Schluss aus den für Juden immer schlimmer werdenden Lebensbedingungen in Deutschland und wandte sich dem Zionismus zu. Statt als Musterschülerin weiterhin Latein-Vokabeln zu pauken, machte sie mit 14 eine landwirtschaftliche Kurzausbildung in Wolfratshausen bei München, um mit 16 Jahren im Jahr 1937 illegal mit der Jugend-Aliah nach Palästina zu gehen. Dort lebte sie in dem neu gegründeten Kibbuz Hasorea in der Nähe von Haifa, wo sie später eine Familie gründete, aus der zwei Töchter hervorgingen. Ihre älteren Geschwister in den USA blieben alle kinderlos.

 

30. 1. 1933:  Hitler an der Macht Geschäftsaufgabe 1934

Wie vor allen jüdischen Geschäften standen am 1. April 1933 auch vor der Firma Hofheimer SA-Posten, die die Kunden am Betreten des Ladens hindern wollten. Der  kleinere der  beiden abgebildeten Nazis sein Name ist nicht bekannt hätte besonders viel Grund gehabt, sich für diese Aktion zu schämen: Er kam aus einer armen Laupheimer Familie und durfte noch wenige Jahre vorher, während der Weltwirtschaftskrise, monatelang am Tisch der Familie Hofheimer umsonst mitessen, da es daheim nichts gab.

Jetzt stand er in SA-Uniform vor dem Geschäft seiner früheren Gönner in der Mittelstraße und versuchte es zu boykottieren! Drei Wochen später, schon am 20. April 1933, wurde die Mittelstraße in Adolf-Hitler-Straße umbenannt. Fritz Hofheimer und sein Cousin Hans Bergmann waren am 21. März 1933, demTag von Potsdam“, extra nach Ulm gefahren, um den auch dort stattfindenden Feierlichkeiten zur Einsetzung der neuen Regierung beizuwohnen. In Ulm fand auf dem Münsterplatz eine große Militärparade und im Münster ein feierlicher Dankgottesdienst statt, doch außer vielen „Sieg Heil!“-Rufen, Naziliedern und lauten Kommandos bekamen die beiden so gut wie nichts von der Parade mit, daTausende von begeisterten und glückseligen Ulmern uns die Sicht völlig versperrten.“ Erst im Nachhinein wurde ihnen bewusst, dass der Besuch für sie als Juden gar nicht ungefährlich gewesen war, und sie fragten sich, ob es nur Neugier oder gar Nationalismus gewesen war, was sie nach Ulm geführt hatte. Wieder zurück in Laupheim war ihnen jedoch klar, dass es für die Juden in Deutschland unter die ser Regierung keine Zukunft mehr geben würde. Die persönliche Sicherheit, die Existenzsicherung und die Vorbereitung  der Emigration hatten nun bei allen Entscheidungen oberste Priorität.

Die jüngere Generation war zu dieser Erkenntnis schneller bereit als die Älteren, die eher hofften, dass das alles nur ein böser Traum sei, der wieder vorbeigehen würde. Daher fiel bei der Familie Hofheimer der Entschluss aufzugeben sicher besonders früh. Dazu kamen die zurückgehenden Umsatzzahlen, die allerdings nur vom Hofheimerschen Hauptkonkurrenten D.M. Einstein belegt sind. Die von der Firma D.M. Einstein an die Stadt entrichtete Gewerbesteuer halbierte sich fast im Jahr 1934 und betrug 1935 noch ein Sechstel der Summe von 1933!

So muss schon Anfang des Jahres 1934 die Entscheidung gefallen sein, das traditionsreiche Unternehmen aufzugeben. Der Total-Ausverkauf begann an einem Samstagmorgen, dem 3. November 1934. Die gesamte Familie, unterstützt durch viele Freunde, war als Verkaufspersonal aufgeboten, um dem erwarteten Käuferansturm gerecht zu werden. Dieser übertraf dann alle Erwartungen: Schon kurz nach Ladenöffnung war das Geschäft derart überfüllt, dass die Türen, aus Sicherheitsgründen und um die Übersicht zu behalten, geschlossen werden mussten. Der nächste Schwung, der vor dem Laden Schlange stand, durfte dann eine Stunde später herein und so ging das den ganzen Tag, bis die Regale weitgehend leer waren.

 

 

Hausverkauf 1939   Restitution 1951

Der aus Zwickau stammende Dekorateur Karl Doss hatte um 1930 eine Anstellung bei der Laupheimer Firma D. M. Einstein erhalten, wo er die ebenfalls dort beschäftigte Schneidermeisterin Theresia Allgaier kennenlernte. Später heirateten die beiden und mieteten zusammen mit einem Dietenheimer Kaufmann zum 1. Januar 1935 die leerstehenden Geschäftsräume der Firma Hofheimer auf vier Jahre, wo sie mit einem ähnlichen Sortiment wie das Hofheimersche Textilgeschäft weitermachten.

Nach der Pogromnacht 1938 wurde der Druck auf die noch verbliebenen jüdischen Hausbesitzer immer stärker, so dass Clara Hofheimer im März 1939 das gesamte Anwesen für einen etwas über dem Einheitswert liegenden Preis an die bisherigen Mieter verkaufte. Als einzige ihrer Familie war sie noch in Laupheim und zog jetzt um zu Minnele Einstein in die Kapellenstraße 49. Bei Minnele Einstein lebten zu diesem Zeitpunkt noch weitere Mitglieder der Laupheimer jüdischen Gemeinde, die ihre eigene Wohnung schon verloren hatten. Alle warteten verzweifelt auf irgendwelche Visa, auf eine Gelegenheit, aus Deutschland herauszukommen. Clara Hofheimer besuchte im September 1939 ihre Schwestern Emma und Frieda in Winterthur in der Schweiz, und als sie von dort nach Laupheim zurückkehrte, sah sie sich erneut umquartiert: Auch das Haus 49 in der Kapellenstraße stand nicht mehr zur Verfügung alle Bewohner waren in das alte Rabbinat zwangsumgesiedelt, wo über vierzig zumeist ältere Personen zusammengepfercht wurden. Im März 1940 schaffte es Clara Hofheimer, über Winterthur und Genua noch im letzten Augenblick in die USA zu kommen, kurz bevor auch die italienischen Häfen wegen des Kriegseintritts Italiens gegen Frankreich dichtmachten.

Nach dem Krieg wurden die unter Druck abgeschlossenen Kaufverträge für ungültig erklärt und das Eigentum ging an die rechtmäßigen Besitzer oder Erben zurück: Restitution nannte man diesen Vorgang. Gegen die Entrichtung eines angemessenen Aufpreises konnten die neuen Eigentümer in der Regel aber im Besitz ihrer Immobilien bleiben, da keiner der Alteigentümer wieder nach Laupheim zurückkehrte. So war es auch bei der Firma Hofheimer/Doss, die im September 1951 von der Familie Hofheimer ein zweites Mal an Karl Doss verkauft wurde. Dieser war erst 1949 aus der Kriegsgefangenschaft zurückgekehrt. Vermutlich um die Restitution finanzieren zu können, verkaufte er bald darauf das alte Geschäftshaus zur Mittelstraße hin an Carl Obstbaum und baute auf der hinteren Hälfte des Grundstücks zur Rabenstraße hin Mitte der 50er Jahre ein neues Wohn- und Geschäftshaus.

 

In den USA

Nach Meinung John Bergmanns war seine Familie „in mancherlei Beziehung besser dran als andere Flüchtlingsfamilien in den USA. Alle Familienmitglieder konnten Laupheim noch rechtzeitig verlassen, bis auf Clara Hofheimer, die 1940 nur noch ihre nackte Haut retten konnte. Wenn die ältere Generation ankam, hatten die Kinder schon F gefasst. Sie hatten Arbeit und konnten schon brauchbar englisch sprechen. Keiner war zwar ein Millionär oder auf dem Weg, einer zu werden, aber alle konnten ihren Eltern ein gemütliches Heim bieten und Stütze und Trost in der schwierigen Phase der Eingewöhnung.“

Drei der vier Hofheimer-Kinder änderten nach der Emigration ihre Vornamen. Aus David Friedrich, genannt Fritz, wurde Frederic David, Helene wurde zu Helen amerikanisiert, nur Elisabeth musste wenig ändern. Martha, schwäbisch „Martl“ genannt, die überzeugte Zionistin, schlug in Israel Wurzeln und nahm den biblischen Vornamen Tamar an, obwohl auch ihr erster gleichen Ursprungs war. Doch das bewusste Ablegen der deutschen Identität und der völlige Neuanfang in Israel sollten damit wohl unterstrichen werden. Keiner von ihnen hat je wieder deutschen Boden betreten.

 

 

Um 19800: Helen Hofheimer (links) zu Besuch bei  ihrer

Schwester  Tamar Speier (Martl)  im Kibbuz Hasorea/ Israel.

Das Kind ist eine Enkelin Tamars. Helen verbrachte ihren

 Lebensabend in Florida. Ihrer Großmutter Helene Hofheimer,

 geb. Einstein (1859–1899), verdankt sie ihren später

amerikanisierten Vornamen 

Quellen:

Adressbuch 1925: Firmenlogo. Archiv Theo Miller: Bild um 1900.

Archiv Günter Raff: SA-Boykott 1. 4. 1933.

Archiv Ernst Schäll: Familienbild 1921 Helen und Tamar um 1980 die vier Hofheimer-Kinder. Museumsbestände: Rechnung Hedwig Steiner 1928 Anzeige über Totalausverkauf.

Traudl Ganser, geb. Doss: Bekleidungshaus Doss um 1950 Rückwärtige Ansicht von der Rabenstraße. Josef Braun: Alt-Laupheimer Bilderbogen I, S. 193: Entlassjahrgang 1926 der Latein- und Realschule.

 

Literatur:

1. John H. Bergmann: The Bergmanns from Laupheim. A family chronicle, 1983.

2. Nathanja Hüttenmeister: Der jüdische Friedhof, Laupheim, 1998.

 

Zeitzeugenberichte:

Ernest Bergman, Traudl Ganser.

 

 

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