Die jüdische Gemeinde Laupheim und ihre Zerstörung
Gedenkbuch Seite 207
Kapellenstraße 2
DR . ANTJE
KÖHLERSCHMIDT
[Lucien Levy, geb. 3.10.1885, vermisst seit 21.03.1916 in Russland] Bella Levy, geb. Erlebacher, geb. 6.1.1888 in Diedelsheim, Emigration am 29.12.1939 in die USA, gest. ca. 1965 im Kibbuz Hazorea, Israel,
– Ernst Levy, geb. 22.6.1915 in Laupheim, gest. 25.2.2004 im Kibbuz Hazorea, Israel,
[OO Anneliese Wachtner, geb. 24.3.1920 in Berlin, gest. 30.6.1946 in Haifa, späteres Israel,
– Uri Levy, geb. 24.2.1940 im Kibbuz Hazorea]
Bei Bella
Levy
handelt es
sich um die
neun Jahre
ältere
Schwester
von Alfred
Samuel
Erlebacher, dessen
biografischer Abriss im
vorangegangenen
Artikel dargelegt
wurde. Sie
wurde
am 6.
Januar 1888
in
Diedelsheim
als ältestes der vier
Kinder
von Abraham
und
Pauline Erlebacher,
geb. Heilbronner, geboren.
Ihre ersten
Lebensjahre verbrachte
sie in
ihrem Geburtsort
mit ihren
drei jüngeren
Geschwistern
Hermine, (*4.
Aug.
1891), Sophie,
(*22. Okt.
1894) und
Alfred Samuel (*10. Aug.
1897). Anfang
des 20.
Jahrhunderts
zog
die Familie
nach
Laupheim, wo Abraham
Erlebacher
nach dem
Tod
seines
Schwiegervaters
Abraham Heilbronner dessen Seifensiederei
übernahm.
Über das
Leben
von Bella
ist wenig
bekannt.
Am 17. Juli 1914
heiratete
sie in
Laupheim
Lucien
Benjamin
Levy, der
laut
Familienregister Schneider in
Heidelberg war.
Bereits
am 5.
August
1914
rückte
der
„frisch gebackene“
Ehemann in
das Reserve-Infanterieregiment
Nr.
250 in
Freiburg/Br.
ein. Dem
„Verzeichnis
von Kriegsteilnehmern der
israelitischen
Gemeinde
Laupheim“
von Jonas
Weil
ist zu
entnehmen,
dass er im
März 1916
in
Russland
verwundet und seitdem vermisst wurde. Ihr
einziger Sohn
Ernst ist
am 22.
Juni
1915 in
Laupheim
zur
Welt
gekommen und konnte demzufolge
seinen
Vater
nicht kennenlernen.
Bella
Levy
blieb im
Kreise
ihrer
Verwandten
in
Laupheim,
wo sie
und ihr
Sohn
in der
Kapellenstraße 2
wohnten.
Dort befand
sich zu jener Zeit
der Gasthof
„Bären“, der vielen älteren
Laupheimern
noch bekannt
sein dürfte.
Wovon
sie ihren
Lebensunterhalt
bestritt, war
nicht zu
ermitteln. Ebenso wenig
war ein
Foto
zu finden, auf dem
sie abgebildet
ist.
Von
ihrem Sohn
Ernst, der
hier die
jüdische
Volksschule und danach
die Realschule
besuchte, gibt es ein
Foto
aus dem
Jahr 1928,
das ihn als
Mitglied des
Mundharmonikaorchesters
zeigt. Zu
dieser
Zeit war er
knapp 13
Jahre alt.
Ernst dürfte die Realschule
in
Laupheim
beendet und eine
Lehre angeschlossen
haben. Genauere
Angaben fehlen.
Bella und
Ernst waren
Mitglieder
der
„Zionistischen
Vereinigung
für
Deutschland,
Ortsgruppe
Laupheim“, deren
grundlegendes, auf
Lewin (v. l.).
Am 1. Januar 1937 ging Ernst Levy nach München, wo er sich auf seine Auswanderung nach Palästina vorbereitete. Am 27. April 1939 heiratete er die Berliner jüdische Köchin Anneliese Wachtner in Berlin-Charlottenburg. Mit ihr wanderte er im Rahmen der linken Jugendbewegung Hashomer Hazair in das britische Mandatsgebiet Palästina aus und dort schlossen sich dem Kibbuz Hazorea in der Jesreel-Ebene an. Aus dieser Ehe ging Sohn Uri Levy, ge- boren am 24. Februar 1940 im Kibbuz Hazorea, hervor. Die Ehefrau und Mutter Anneliese Levy starb bereits im Alter von nur 26 Jahren. Ernst Levy, der sich nun Ephraim Levy nannte, wurde ein zielstrebiger Landwirt in seinem Kibbuz, der bei der Erschließung des neuen Landes für den zukünftigen jüdischen Staat Israel, der am 14. Mai 1948 ausgerufen wurde, wertvolle Arbeit leistete. Jahre später traf er dort die ehemalige Laupheimerin Martha Hofheimer, die bereits zweimal verwitwet war, und verbrachte mit ihr einige Jahre in Lebensgemeinschaft.
Bella
Levy war es
vermutlich Dank der
Hilfe ihres
Bruders Alfred
Erlebacher
gelungen,
am 29.
Dezember
1939 in die USA zu
emigrieren.
Nach 1948
lebte sie
zeitweilig bei
ihrem Sohn
Ephraim
Levy
im Kibbuz
Hazorea in
Israel, wo
sie in
den sechziger
Jahren des
20. Jahrhunderts
verstarb.
Ephraim
Levy
erlitt
im Mai
1981 er
einen
schweren Schlaganfall, der ihn
an den
Rollstuhl
fesselte, was
ihn sehr
belastete. An
dieser Stelle
sei auf
ein
Foto im
Artikel zur
Familie
Wertheimer
verwiesen, auf dem
er im
Rollstuhl
sitzend zu
sehen
ist. Trotz seiner
Einschränkungen
folgte er
einer
Einladung
an die
Ehemaligen
der Stadt
Laupheim
zum Besuch
in der alten Heimat.
88jährig starb
Ephraim
Levy
am 25.
Febuar
2004 im
Kibbuz
Hazorea,
Israel.
Sein
Sohn
Uri
Levy
hat
mit
seiner
Frau
Imra vier
Söhne und
mehrere
Enkel.
Quellen:
Adreß-
und Geschäfts-Handbuch
für die
Oberamtsstadt und die
Bezirksgemeinden Laupheim.
1925. e-Mail von Rolf Emmerich
vom 31.
7. 2008.
Erlebacher family
Papers,
1937–54. Milwaukee
Small
Coll. 59.1
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ft., The
Milwaukee Urban
Archives
Hüttenmeister, Nathanja:
Der Jüdische
Friedhof
Laupheim.
Laupheim
1998.
Kohl,
Waltraut:
Die Geschichte
der Judengemeinde
in
Laupheim.
Laupheim
1965. Standesamt
Laupheim.
Familienregisterband
V.
S.
262.
Weil,
Jonas:
Verzeichnis
von Kriegsteilnehmern
der israelitischen
Gemeinde
Laupheim.
Laupheim
1919.
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